Zur Hochzeit nach Indien gereist

Harjit und Amarpreet leben seit 2016 in Nordenham
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VON KERSTIN SEELAND

Amarpreet Kaur Dhaliwal und Harjit Singh Dhaliwal waren 25 und 30 Jahre alt, als sie sich das erste Mal Anfang 2012 trafen. Initiiert wurde das Treffen durch die Eltern der beiden jungen Leute, die der Meinung waren, dass sie gut zueinander passen würden. Nach ihrer Hochzeit in Indien kamen beide nach Deutschland und leben heute mit ihren Kindern in Nordenham. Vor kurzem erhielten sie die deutsche Staatsbürgerschaft.
 

Traditionelle indische Hochzeit
Das glückliche Paar in ihrer traditionellen, indischen Hochzeitskleidung
© Foto: Privat

Das arrangierte Treffen

Das erste Treffen im Hause der Cousine von Amarpreets Mutter fand vor neun Jahren statt. Zu dieser Zeit lebten die Beiden noch in zwei verschiedenen Orten. Zuvor hatten sich die Eltern von Amarpreet über die Familie, die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse von Harjit und seiner Familie erkundigt.

Gemeinsam mit den Eltern von Amarpreet, der Cousine ihrer Mutter und deren Mann wartete Amarpreet auf die Ankunft von Harjit, seinen Bruder und dessen Frau. Ihr Vater und sie schauten aus dem Fenster und als sie Harjit sahen, meinte der Vater, dass er ein sehr gutaussehender junger Mann sei. Nach der Ankunft im Haus konnten sich die jungen Leute alleine unterhalten. Die beiden waren sich sympathisch und hatten jetzt zwei Wochen Zeit, zu überlegen, ob sie sich auf eine Ehe einlassen wollten. Es folgten noch weitere Treffen, Telefonate und Nachrichten wurden über die sozialen Medien geschickt.
 

Traditionelle indische Hochzeit
Harjit und Amarpreet feierten ihre Hochzeit in Indien
© Foto: Privat

Hochzeitsfeier mit vielen Gästen und sehr traditionell

Dann, nach vier Wochen, folgte die Verlobungsfeier mit den beiden Familien. Nach weiteren vier Wochen wurde Hochzeit gefeiert. Am Tag vor der Hochzeit war Amarpreet bei ihren Eltern zuhause, Harjit bei seinen Eltern. Am Tag der Hochzeit wurden Braut und Bräutigam besonders eingekleidet und geschminkt. Die Braut erhielt typische Henna-Zeichnungen an Händen und Füßen. Anschließend trafen die Brautleute mit ihren Familien in einem großen Hochzeitssaal ein, um gemeinsam mit ihren fast 600 Gästen zu frühstücken. Nach dem Frühstück fuhren die Brautleute mit ihren Eltern und etwa 15 weiteren Gästen zur Kirche, in der dann die kirchliche Trauung vollzogen wurde. Dies dauerte etwa 45 Minuten. Nach der Zeremonie ging es wieder zurück in den Saal. Hier tauschten die Brautleute landestypisch Blumenkränze aus und schnitten die Hochzeitstorte an. Sie nahmen an einem besonders geschmückten Bereich Platz und nahmen dort auch die Geschenke (vornehmlich Geld) von den Gästen entgegen. Die Eltern von Amarpreet schenkten ihrer Tochter Gold und zahlten auch für die Hochzeit. Gemeinsam wurde mit viel Musik und Tanz die Hochzeit gefeiert. Später fuhren Amarpreet und Harjit dann zum Haus der Eltern. Hier gab es wieder einige traditionelle Rituale mit der Mutter und den Geschwistern von Harjit. Am Tag nach der Hochzeit fuhren alle vom Haus der Eltern aus in die Kirche und erst danach durfte das junge Ehepaar in das eigene Zuhause fahren.

Nach gut einer Woche haben Amarpreet und Harjit dann die offiziellen Heiratspapiere unterschrieben.
 

Mutter Amapreet Kaur Dhaliwal mit ihren Kindern Guneet und Ekanjit
Mutter Amapreet Kaur Dhaliwal mit ihren Kindern Guneet und Ekanjit
© Foto: Privat

Aus dem Paar wurde eine Familie

Harjit war in den Jahren 2005 bis 2011 zum Arbeiten in Polen und danach in Deutschland. Ende 2011 ging er nach Indien zurück, weil seine Eltern eine Frau für ihn gefunden hatten. Nach der Hochzeit, kam Harjit im April 2012 wieder nach Deutschland zurück, seine Ehefrau Amarpreet folgte im Juli 2012. Seit Anfang 2016 hat die Familie ihren Wohnsitz in Nordenham. Inzwischen gehören auch der achtjährige Ekanjit und die dreijährige Guneet mit zur Familie. Seit ein paar Wochen haben Amarpreet, Ekanjit und Guneet auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Auch wenn das Heimweh nach Indien hin und wieder sehr groß ist, wollen Amarpreet, inzwischen 34 Jahre, und Harjit, 41 Jahre, gerne in Deutschland bleiben. Harjit arbeitet in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb, Amarpreet hat in Indien Kunst studiert und hier einen B1-Deutschkurs erfolgreich absolviert. Wenn ihre kleine Tochter einen Kindergartenplatz hat, möchte sie auch gerne beruflich aktiv werden.

 

Indisches Brautpaar im Urlaub


Arrangierte Ehen
müssen nicht schlecht enden

Rund 90 Prozent der Ehen in Indien sind arrangierte Ehen.
Die meisten jungen Leute können jedoch selbst entscheiden, ob sie die Ehe mit dem Partner, der von den Eltern ausgewählt wurde, eingehen wollen.
Die wenigsten so entstandenen Ehen werden geschieden. 

© Foto: Privat Amapreet Kaur Dhaliwal mit ihrem Ehemann Harjit Singh Dhaliwal