Lieselotte Kosmehl & Fritz Kosmehl

Lieselotte und Fritz Kosmehl feiern Eiserne Hochzeit

Sie haben nicht auf andere gehört, sondern sich selbst vertraut. „Eine Ehe zwischen Ihnen ginge schief“, sagte eine Astrologin voraus, die Lieselotte (85) und Fritz Kosmehl (89) vor ihrer Hochzeit – als Geschwister getarnt – aufgesucht hatten. Und auch die eigenen Eltern blieben skeptisch, doch das junge Paar gab sich vor 65 Jahren trotzdem das Ja-Wort. An diesem Mittwoch feierten die Kosmehls im Kreise ihrer Familie erneut Hochzeit – und zwar die „Eiserne“ nach 65 Jahren.

„Wir sagen uns jeden Abend vor dem Einschlafen ein nettes Wort“, verrät Fritz Kosmehl das Erfolgsrezept. Ihre Ehe schlossen die beiden waschechten Magdeburger am 19. Januar 1946. Zwei Jahre zuvor verlor Fritz Kosmehl nach einer Kriegsverletzung sein Augenlicht und ist seitdem auf Hilfe angewiesen. Lieselotte ließ ihn nicht im Stich, obwohl ihr Vater versuchte, ihr die Ehe auszureden. „Ich würde alles jeder Zeit wieder so machen“, versichert sie ihrem Mann am Ehrentag noch einmal ihre Liebe. „Lilo“, so nennt er seine Frau, „war damals sehr mutig, und ich habe ihr immer vertraut.“

Vertrauen war wichtig, gerade in den Nachkriegswirren der späten 40er-Jahre. Das junge Ehepaar verließ die damalige Sowjetische Zone, da Fritz Kosmehl wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP Schwierigkeiten befürchtete. Als Fotograf und Bildbearbeiter war er für die Partei tätig und verheimlichte das auch kurz nach dem Krieg nicht.

Das Flüchtlingslager in der Hindenburgschule war 1947 dann die erste Station der Kosmehls in Oldenburg. Nach schwierigen Anfangsjahren erhielt Fritz Kosmehl eine Arbeit als Telefonist bei der Justiz. Seine Frau, gelernte Kindergärtnerin und Säuglingsschwester, entdeckte derweil die Fotografie und nahm bei den Wohnwagenreisen quer durch Europa das Steuer in die Hand. Heimisch wurde das Ehepaar aber in Oldenburg und zog vier Kinder groß. Zehn Enkel und sieben Urenkel, der jüngste sieben Wochen alt, bereichern heute die Vier-Generationen-Familie. Wie gut, dass die Kosmehls nicht immer auf andere gehört haben.