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Kronjuwelenhochzeit: „Einander wertschätzen – das zählt“
17.04.2012 um 12:51 Uhr von DavidblataLuise (96) und Kurt Kobs (99) sind dankbar für 75 gemeinsame Jahre
1937 haben sie in der Blexer Kirche geheiratet. Beim Tanzen hatten sie sich kennengelernt.
„Das wird ein wunderbares Fest. Es ist wohl sehr selten, aber wir sind ja beide noch da“, sagt Luise Kobs mit einem herzlichen Lächeln. Sie ist 96 Jahre alt, ihr Ehemann 99 Jahre. Seit 75 Jahren sind sie miteinander verheiratet. An diesem Dienstag feiert das rüstige und dem Leben zugewandte Paar das äußerst seltene Fest der Kronjuwelenhochzeit.
„Durchs Leben kommt man am besten, indem man sich verträgt und gegenseitig erträgt“, sagen sie und fügen hinzu: „und einander immer wertschätzt.“
Immer füreinander da Luise und Kurt Kobs waren und sind immer füreinander da. Dabei hatten sie keineswegs nur leichte Zeiten. Trotzdem blicken sie ohne jeden Gram zurück. Ihren liebevollen Humor haben sie sich bewahrt. „Eigentlich haben wir ein schönes Leben geführt, aber auch tüchtig arbeiten und kämpfen müssen.“
1946 war ihr schwerstes Jahr. Tochter Brigitte wurde geboren und starb an Diphtherie. Im selben Jahr erkrankte Kurt Kobs schwer. Bis 1952 blieb er arbeitslos.
Am 11. Februar 1913 ist er in Hamburg geboren worden und im Alter von zwei Jahren mit den Eltern nach Einswarden gezogen. Er ist sehr streng erzogen worden. Nach einer Lehre zum Elektriker beim damaligen Weserflug-Werk ist Kurt Kobs zum Flugzeugwerk nach Lemwerder versetzt worden. Dort flog er mit bei der Erprobung fertiggestellter Sturzkampfbomber des Typs JU 87 Stuka. Es war lebensgefährlich. Ein Freund, der ihn bei seinen Einsätzen abgelöst hat, ist tödlich abgestürzt.
1952 fand Kurt Kobs eine neue Anstellung bei den Norddeutschen Seekabelwerken. Nach einigen Jahren wechselte er zurück in den Flugzeugbau. Im Alter von 63 Jahren schied er aus, um Hausmann zu werden.
Schon mit 16 Jahren war er in den Nordenhamer Ruderclub eingetreten. Mit vielen Freunden hat er 1971 in Nordenham die Sippung Castellum Butjentum des Männerbundes Schlaraffia gegründet – zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor.
Luise Kobs, geborene Kleemeyer, ist am 28. März 1916 in Blexen geboren worden und dort sehr behütet aufgewachsen. „Ich hatte immer den Wunsch, Sängerin zu werden, aber mein Vater wollte, dass ich eine Lehre mache“, erzählt sie. So lernte sie in Nordenham Schneiderin. Nebenbei nahm sie Gesangsstunden.
Beim Tanzen in Blexen haben sich Luise und Kurt Kobs vor mehr als 76 Jahren kennengelernt. Am 17. April 1937 haben sie in der Blexer Kirche geheiratet. Von 1938 bis 1950 wohnten sie in Vegesack, kehrten dann nach Nordenham zurück. 1950 wurde dort ihr Sohn Michael geboren. Sie sind auch stolze Großeltern. Ihr Enkelsohn ist inzwischen 37 Jahre alt.
Nach dem Tod ihrer Tochter Brigitte 1946 und der schweren Erkrankung ihres Mannes, stieg Luise Kobs wieder in ihren erlernten Beruf ein. „Der Kampf um das Dasein und das Essen begann“, erzählt sie. Vor der Handwerkskammer Bremen legte sie ihre Meisterprüfung als Schneiderin ab.
Elegantes Modegeschäft 1950 eröffnete sie den „Moderaum Kobs“ an der Wilhelm-Böning-Straße und führte das Frauenmodegeschäft erfolgreich bis zum 70. Lebensjahr im Jahre 1986. „Das war ein weit über Nordenham bekanntes, ganz schickes und elegantes Geschäft mit Mode aller großen Marken.“ 32 Lehrlinge hat Luise Kobs ausgebildet. Sie war die letzte Obermeisterin der Damen-Schneider-Innung im Landkreis.
Nach der Geschäftsaufgabe wohnten Luise und Kurt Kobs noch zehn Jahre im eigenen Haus an der Pestalozzistraße. Seit 17 Jahren leben sie nicht weniger glücklich und zufrieden in einer Wohnung an der Hafenstraße und sind froh über einen großen Freundeskreis. Für befreundete, deutlich jüngere Ehepaare sind sie ein Vorbild. Zur Kronjuwelenhochzeit wünschen sie sich nichts. „Wir haben ja alles.“
Luise (96) und Kurt Kobs (99) feiern an diesem Dienstag Kronjuwelenhochzeit. Hier zeigen sie ein Foto mit Mitarbeiterinnen des Modegeschäftes, das Luise Kobs von 1950 bis 1986 in Nordenham geführt hat.