Hannelore Hedemann & Gerd Hedemann

Hannelore und Gerd Hedemann spüren Frau in Australien auf

Für drei Monate ist Hella Spille nun zu Besuch in Deutschland. Hier feiert sie ein Wiedersehen mit dem Brautpaar.

Als Gerd Hedemann (70) am Mittwochmorgen nach Dötlingen im Landkreis Oldenburg fuhr, hatte er vorsichtshalber ein Foto dabei. Es zeigt Hella Spille, die vor 50 Jahren Trauzeugin von Hannelore (71) und Gerd Hedemann aus Bekhausen war. Seitdem haben sich die drei nicht mehr gesehen.

Erkannt habe er sie nicht auf Anhieb, als die 69-Jährige dann die Tür öffnete. „Doch ein Wort genügte“, erzählt Hedemann und fügt hinzu: „An ihrer Stimme habe ich sie sofort erkannt.“ Hella Spille heißt heute mit Nachnamen Szwoch, lebt eigentlich in Australien und ist für drei Monate zu Besuch bei ihrem Bruder Harald Spille in Dötlingen.

Jetzt sitzen die Eheleute Hedemann, deren „Goldener Hochzeitstag“ am 10. März war und die am Freitagabend in Spohle feierten, mit Hella Spille im Wohnzimmer in Bekhausen. Vor ihnen liegt ein dickes Fotoalbum, das auch Aufnahmen von der Hochzeitsfeier 1962 enthält.

Schnell leben die Erinnerungen wieder auf und auch die Erklärung dafür, warum das Ehepaar seine Trauzeugin seit 50 Jahren nicht mehr gesehen hat. Hella Spilles damaliger Freund Gerold Arntjen war ein Schulkollege von Gerd Hedemann. Eine andere Beziehung gab es nicht zwischen dem Ehepaar und seiner Trauzeugin.

„Irgendwann erfuhren wir, dass Hella und Gerold sich getrennt haben“, erzählt Hedemann. Da Hella Spille gleichzeitig die Arbeitsstelle gewechselt hatte, wusste niemand, wo sie geblieben war.

Schon zum fünften Hochzeitstag 1967 ging die Suche los. Hedemann erfuhr, dass sie inzwischen im Kreiskrankenhaus in Westerstede arbeitete, zur Hochzeitsfeier konnte sie aber nicht kommen.

Als Hedemanns 1987 Silberne Hochzeit feiern wollten, „kam das Thema wieder auf den Tisch“, erzählt der 70–jährige. Ihr früherer Freund Gerold wusste, dass sie nach Australien ausgewandert ist. Doch die Spur verlor sich. „Bei der Silberhochzeitsfeier haben wir Hellas Platz mit einer lebensgroßen Puppe besetzt“, berichtet Hedemann schmunzelnd.

Als nun die Feier der Goldenen Hochzeit nahte, wurde der Wunsch die Trauzeugin ausfindig zu machen, stärker. „Ich habe den Entschluss gefasst, sie zu finden. Jetzt oder nie lautete das Motto“, sagt Hedemann.

Im Internet recherchierte er nach Hella Spilles Geburtsnamen. 22 Einträge fand er und begann zu telefonieren. „Bei fast jedem Telefonat gab es Hinweise und Kreuzverbindungen“, schildert er. Sogar einen Ahnenforscher machte Hedemann ausfindig. 38?000 Daten hatte dieser gesammelt, für die Geburtsjahre 1942 und 1943 fand sich aber keine Hella Spille.

Dann landete Hedemann bei Harald Spille in Dötlingen – dem Bruder seiner Trauzeugin. Nach kurzem Gespräch stellte sich heraus, dass Harald Spille sogar weiß, wo Hedemanns in Bekhausen leben. „Ich habe über zehn Jahre Kartoffeln an den Dorfkrug in Bekhausen geliefert“, sagt Spille.

Hedemann bekam die lang gesuchte Telefonnummer und rief sofort in Australien an. „Die Erklärung dauerte natürlich etwas länger, aber sie konnte sich gut erinnern und wusste noch viele Einzelheiten“, erzählt Hedemann.

Viele Telefonate folgten und nun, zur Goldenen Hochzeit, ist Hella Spille tatsächlich zurück beim Brautpaar in Bekhausen. „Am Anfang war ich richtig platt“, sagt die Trauzeugin, die 1970 nach Australien ausgewandert war und in Melbourne lebt. Doch man sei sich gleich wieder vertraut gewesen: „Wir haben uns gleich in die Arme genommen“, sagt sie strahlend.