Erika Freese

Erika Freese & Friedrich Freese

† 25.04.2019 in Wardenburg
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Angelegt am 10.05.2019
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Fürs Foto konkurrierte die Braut mit einer Olympia-Schreibmaschine.

10.05.2019 um 15:10 Uhr

 

Im wirklichen Leben aber feiern Erika und Friedrich Freese jetzt ihre Goldene Hochzeit.


Ganz unscheinbar steht es auf dem Zeitschriftenregal. Ein Werbeplakat für die Schreibmaschine Olympia electronic compact. Zu sehen ist ein stolzer Ehemann, der das elektronische Wunderwerk aus Roffhausen über die blumenbestreute Schwelle trägt und seine frisch angetraute und leicht empörte Ehefrau – noch im Brautkleid – glatt ignoriert. Im Hintergrund prosten sich Gäste zu.


Wenn Erika Freese Kunden in ihrem Schreibwarengeschäft an der Wardenburger Hauptstraße fragt, ob sie das Paar erkennen, erntet sie meist ein Schulterzucken und ein klares Nein. Das geht schon seit Jahren so. Dabei steht die Lösung des Rätsels direkt neben den Besuchern. Denn zu sehen sind Erika Freese und ihr Mann Friedrich, allgemein bekannt als Fritz, die vor 50 Jahren, am 25. April 1969, im wirklichen Leben geheiratet haben und einige Jahre danach als Hochzeits-Fotomodelle für die Schreibmaschinenfirma aktiv wurden.


Brautkleid fehlte

„Franz Haftstein war Kunde im Schreibwarenladen. Eines Tages kam er und sagte: Ich habe ein Attentat auf Sie und Ihren Mann vor“, erinnert sich Erika Freese noch ziemlich genau. Sie spielte damals Theater in Benthullen und der Fotograf, der mit seinem Partner Norbert Blatterspiel ein Studio für Industriefotografie an der Hardenbergstraße im Gewerbegebiet führte, musste sie auf der Bühne gesehen haben und beeindruckt gewesen sein. Es ging um Werbefotos für den Schreibmaschinenhersteller Olympia. „Ich mach nicht mit“, war die erste Reaktion der resoluten Wardenburgerin, „und mein Mann auch nicht“.


Aber Friedrich Freese ließ sich dann doch erweichen, seine Frau zog mit. Der schwarze Anzug war kein Problem, es fehlte nur das Brautkleid. Im Brautstudio sollte Erika Freese eine hohe Leihgebühr zahlen, in einer Reinigung, deren Besitzer sie kannte, durfte sie ein Kleid kostenlos ausleihen. Im Studio freute sich Erika Freese schon darauf, perfekt geschminkt zu werden, doch es gab keine Maskenbildnerin. Ein Fotomodell, das für andere Aufnahmen gebucht war, lieh ihr ein wenig Schminke, und dann ging es los. „Es dauerte nicht lange, dann waren die Aufnahmen im Kasten“, erinnert sich Erika Freese. Zu ihrer Verwunderung gab es sogar Geld dafür, und die Fotos wurden von Olympia sofort akzeptiert.


Das allerdings hätten die Freeses kaum erfahren, wenn nicht einige Zeit danach ein Büromaschinenvertreter ins Geschäft gekommen wäre. Er war sich sicher, die Kauffrau irgendwo gesehen zu haben, obwohl er zum ersten Mal in Wardenburg war. Des Rätsels Lösung: In einem Geschäft in Osnabrück, das er auch besuchte, hing ein großes Werbeplakat für die Olympia electronic mit der in Wardenburg fotografierten Hochzeitsszene. Deutschlandweit waren die Poster damals in Büromaschinengeschäften aufgestellt. Heute steht das Plakat in etwas kleinerer Ausführung immer noch im Geschäft an der Oldenburger Straße. Und die Freeses feiern im April Goldene Hochzeit im familiären Kreis.


Verliebt beim Tanken

Kennengelernt hat sich das Paar an der Esso-Tankstelle in Wardenburg (heute Albers), wo der Seemann Friedrich Freese bei seinem Bruder aushalf und Erika Freese mit ihrem kleinen Fiat 500 vorfuhr. Friedrich Freese wollte nun an Land bleiben, schulte zum Schiffbauer um, musste aber diesen Beruf aufgeben und hatte die Idee, ein Geschäft für Bürobedarf zu eröffnen.


Erika Freese, gelernte Einzelhandelskauffrau im Textilbereich, die später bei einer Bank arbeitete, blieb zunächst skeptisch und in ihrem Bankjob. Sie stieg 1977 nach dem Umzug des Geschäftes an die Huntestraße ein. Zwei Tage nach einer ersten Anzeige in der NWZ, so erinnert sie sich, kam die erste Schulbuchbestellung durch den damaligen Gemeindedirektor Werner Cordes. „Das war unser allererster Kunde“, ist die Geschäftsfrau heute noch dankbar über die Unterstützung von quasi offizieller Stelle. Sie steht noch immer fast jeden Tag im Familienbetrieb, in dem auch Sohn Frank tätig ist, und der für wohl alle Wardenburger ein wichtiger Teil des Ortes ist.