Ja, mit Gottes Hilfe: kirchliche Trauungen und ihre Riten
Autor Greta Stamm
Veröffentlicht am
Viele Paare wünschen sich neben der standesamtlichen Trauung auch das Versprechen vor Gott und die Segnung der Ehe im Rahmen einer kirchlichen Hochzeit. Die festliche Stimmung in der Kirche, die Musik, der Einmarsch der Braut und die Trauzeremonie sind für viele Brautpaare sinnbildlich für den Bund, den sie als Brautpaar an diesem Tag eingehen.
In den Abläufen für die kirchliche Hochzeit gibt es gewisse Unterschiede zwischen den verschiedenen Konfessionen, der katholischen und der evangelischen Kirche. Bei der Zeremonie, der Vorbereitung und auch dem religionsrechtlichen Stand der Ehe unterscheiden diese christlichen Glaubensrichtungen. Oft besteht gewisse Unklarheit welche Voraussetzungen es gibt und welche erfüllt werden müssen.
In unserer Checkliste findet ihr die wichtigsten Informationen, die ihr für eine kirchliche Trauung wissen müsst und könnt euch so optimal vorbereiten, ohne in Zeitnot zu geraten.
Die katholische Trauung
Welche Unterlagen werden benötigt und wo bekommen wir sie her?
Taufschein (nicht älter als 3 Monate)
Evtl. das Firmungszeugnis
Personalausweis/Reisepass (gültig)
Ledigennachweis (nicht älter als 6 Jahre)
Ehevorbereitung
Anmeldung zur standesamtlichen Trauung oder Heiratsurkunde
Traulizenz für Trauung in anderer Gemeinde
Der Taufschein wird von beiden Partnern verlangt, wenn es sich um eine Trauung zwischen zwei Katholiken bzw. zwei Christen handelt. Diesen bekommt ihr in der Gemeinde, in der ihr getauft wurdet, ausgehändigt. Aufgepasst! Der Taufschein darf nicht älter als 3 Monate sein. Wurde einer der Partner im Ausland getauft, muss der Taufschein von dort aus der Gemeinde beantragt werden. Dies kann unter Umständen etwas länger dauern, also lieber mehr Zeit einplanen und möglichst früh darum kümmern. Weiterhin wird dein Personalausweis oder Reisepass benötigt. Zudem eine Bescheinigung, die zeigt, dass beide Personen ledig, also nicht verheiratet, sind.
Vor der Trauung wird sich das Paar zum Gespräch mit dem Pfarrer zusammenfinden. Dabei wird über die katholische Bedeutung und Stellung der Ehe gesprochen. In diesem Gespräch, in dem besondere Formalitäten geklärt werden, wird ein sogenanntes Ehevorbereitungsprotokoll gemeinsam mit dem Pfarrer ausgefüllt und unterzeichnet. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit – je nach Gemeinde – ein Ehevorbereitungsseminar der Kirche zu besuchen, bei dem man sich mit anderen Paaren über die bevorstehende Ehe austauschen kann. Geführt werden die Seminare meist von Pfarrern oder ausgebildeten Mitgliedern der Gemeinde. Informiert euch einfach über das Angebot eurer Kirche.
Für die Trauung benötigt ihr eine Bescheinigung über die Anmeldung zur standesamtlichen Trauung oder die Heiratsurkunde, falls man bereits verheiratet ist. Zwar muss man seit 2009 nicht mehr bereits im Vorfeld standesamtlich verheiratet sein, um kirchlich getraut zu werden, aber einige Kirchengemeinden bestehen nach wie vor darauf. Auch hier am besten mit dem Pfarrer oder einem Mitarbeiter der Gemeinde sprechen, wie es dort gehandhabt wird. Falls ihr euch für die Trauung in einer anderen Gemeinde (z.B. in einem anderen Bundesland) entscheidet, benötigt ihr von eurer Gemeinde die Zustimmung des jeweiligen Pfarrers in Form einer Traulizenz. Damit wird bescheinigt, dass die Eheschließung in der anderen Gemeinde von der eigenen gestattet wird.
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?
Die Firmung ist keine Pflicht, um sich katholisch trauen zu lassen, allerdings wird man je nach Pfarrer und Gemeinde animiert diesen Schritt vor der Hochzeit zu gehen. Ein Muss ist es aber nicht. Mindestens einer der Partner muss für die Trauung katholisch sein und dieser/diese muss versprechen, dass die Kinder, die in die Ehe hineingeboren werden katholisch erzogen werden. Es werden zwei Trauzeugen benötigt, die allerdings nicht unbedingt katholisch oder generell Mitglied einer Kirchengemeinde sein müssen.
Eine katholische Trauzeremonie ist auch möglich, wenn man einen Partner oder eine Partnerin hat, der/die einer anderen als der christlichen Religion angehört oder konfessionslos ist. Auch hier gilt, dass der katholische Partner versprechen muss, die Kinder in seinem/ihrem Glauben zu erziehen. Die Anforderungen können von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich ausfallen, also erkundigt euch vorab in der Gemeinde, in der ihr heiraten wollt über die dort gängigen Vorschriften.
Wann schreibe ich die Kirchengemeinde an?
Am besten sprecht ihr die von euch gewählte Gemeinde schnellstmöglich an, damit sichergestellt, dass die Kapelle an eurem Datum noch verfügbar ist. Wenn das frühzeitig geklärt ist, habt ihr umso mehr Zeit alle erforderlichen Unterlagen zusammenzutragen und je nach Gemeinde das Ehevorbereitungsseminar zu besuchen und/oder mit eurem Pfarrer über die Ehe zu sprechen.
Das Traugespräch findet meist an 2 bis 3 Terminen statt, bei denen es nicht nur um den genauen Ablauf der Trauung (wie z.B. Lieder, Gebete und Musik) geht, sondern auch um das katholische Eheverständnis und dessen Unauflösbarkeit. Was haltet ihr als Paar von der Ehe – eure Wünsche, Vorstellungen und vielleicht auch Ängste. Des Weiteren wird in dem Gespräch über den Kinderwunsch in der Partnerschaft gesprochen und das Paar (wenn beide katholisch sind) oder der Partner/die Partnerin (wenn nur eine Partei katholisch ist) muss versprechen die Kinder im katholischen Glauben zu erziehen.
Möglicher Ablauf der Trauung
In der katholischen Kirche gibt es zwei verschieden Abläufe der Trauung: den Wortgottesdienst und die Eucharistiefeier.
Eröffnung:
Empfang des Brautpaares am Eingang zur Kirche und Einzug in die Kirche
Lied
Begrüßung
Kyrie-Gebet
Loblied/Gloria
Tagesgebet
Wortgottesdienst:
Lesung aus der Bibel
Lied
Evangelium
Ansprache
Trauung:
Befragung des Brautpaares und Segnung der Ringe
Ja-Wort und Bestätigung der Eheschließung
Entzündung der Traukerze
Segnung des Brautpaares durch den Pfarrer
Lied
Fürbitten
Vaterunser
Gebet
Lied
Auszug aus der Kirche
Die Eucharistiefeier gleicht im Ablauf bis einschließlich der Fürbitten dem Wortgottesdienst. Im Anschluss daran folgt der Eucharistiefeier Traugottesdienst (Nachstellung des Abendmahls).
Lied zu Bereitung von Gaben und Gabengebet
Präfation und Heilig-Lied
Hochgebet
Vaterunser
Heilige Kommunion
Brot und Wein
Lied
Gebet
Segnung des Brautpaares durch den Pfarrer
Lied und Auszug
Die evangelische Trauung
Welche Unterlagen werden für die evangelische Trauung benötigt?
Personalausweis oder Reisepass (gültig)
Taufbescheinigung (nicht älter als 6 Monate)
Evtl. Konfirmationsurkunde
Ledigennachweis
Anmeldung zur standesamtlichen Trauung oder Heiratsurkunde
Dispens des Gemeindepfarrers, falls ein Partner/eine Partnerin katholisch ist
Dimissoriale – falls man in einer anderen Gemeinde getraut werden möchte
Wie auch bei der katholischen Trauung müssen Paare, die evangelisch getraut werden wollen ebenfalls eine Reihe von Urkunden und Nachweisen, wie die Taufbescheinigung, in ihrer Gemeinde einreichen. Mindestens eine Person muss evangelisch sein, um eine Eheschließung in einer evangelischen Kirche möglich zu machen. Die Konfirmation ist nicht unbedingt notwendig für die Trauung, aber hier kann es Abweichungen geben. Also lieber vorher bei der jeweiligen Gemeinde erkundigen.
Genau wie in der katholischen Kirche, ist es auch in der evangelischen seit 2009 möglich, erst kirchlich und im Anschluss standesamtlich zu heiraten. Jedoch gilt auch hier: klärt das definitiv mit eurer Gemeinde, denn einige verlangen nach wie vor, dass man zum Zeitpunkt der kirchlichen Trauung bereits rechtlich verheiratet ist. Falls ihr euch dazu entscheiden solltet, in einer anderen als eurer eigenen Gemeinde zu heiraten ist ein Dimissoriale erforderlich. Es ist eine Bestätigung, die euch von eurem Pastor/eurer Pastorin ausgestellt wird und euch damit erlaubt, euch in einer anderen Kirche trauen zu lassen. In der katholischen Kirche wird dies durch das Ehevorbereitungsprotokoll geklärt, dass das Paar vor der Trauung ausfüllt und angeben kann wo es sich trauen lassen möchte.
Ein großer Unterschied zwischen der evangelischen und katholischen Eheschließung, ist neben dem Eheverständnis, dem Ablauf und der Zeremonie, dass in vielen Gemeinden in Deutschland auch gleichgeschlechtliche Paare nicht nur von einem Pastor/einer Pastorin gesegnet, sondern auch getraut werden können und die Eheschließung in das Kirchenbuch eingetragen wird. Die deutschen Bundesländer haben allerdings unterschiedliche Richtlinien und auch regional verschiedene Regelungen.
Möglicher Ablauf der Trauung
Eröffnung:
Einzug in die Kirche
Begrüßung durch den Pastor/die Pastorin
Lied
Eingangsvotum
Gebet
Lied
Segnung:
Lesung aus der Bibel
Lied
Trauspruch wird verlesen und Predigt wird gehalten
Lied
Lesung aus der Bibel
Traubekenntnis
Ringtausch
Segnung des Brautpaares
Lied
Sendung:
Fürbittengebet
Vaterunser
Segnung des Brautpaares durch den Pastor/die Pastorin
Auszug aus der Kirche
Die ökumenische Trauung
Bei Paaren mit verschiedenen christlichen Glaubenszugehörigkeiten, gibt es die Möglichkeit einer ökumenischen Trauung. Dabei kann das Brautpaar selbst entscheiden, ob sie eine katholische Trauung mit Anwesenheit eines evangelischen Pastors/Pastorin haben wollen, oder anders herum. Der Ablauf der Trauung und die Vermischung der katholischen und evangelischen Bräuche kann im Einzelnen mit den jeweiligen Pastoren/Pastorinnen und Pfarrern besprochen werden.
Welche Unterlagen werden für eine ökumenische Trauung benötigt?
Taufschein
Kommunion-/Konfirmationsurkunde
Dispens
wenn ihr evangelisch heiraten möchtet, benötigt der katholische Partner ein Dispens, eine Befreiung der katholischen Eheschließungsform, um evangelisch heiraten zu dürfen. Damit ist eure Ehe auch in Augen der katholischen Kirche anerkannt.
Dimissoriale
Dies ist erforderlich, wenn ihr evangelisch seid, und in einer anderen als eurer eigenen Gemeinde heiraten wollt. Es ist eine Bestätigung, die es euch erlaubt in einer fremden Kirche zu heiraten und wird von dem Pastor eurer Ortsgemeinde ausgestellt. In der katholischen Kirche wird dies durch das Ehevorbereitungsprotokoll geklärt, dass die Verlobten vor der Trauung ausfüllen und angeben, wo sie heiraten möchten.
Delegation
Heiraten in einer anderen Gemeinde mit dem Pfarrer/Pastor/Pastorin aus eurer Gemeinde. Dafür benötigt ihr das Einverständnis des ansässigen Pfarrers/der Gemeinde, in der ihr heiraten möchtet.
Neben der evangelischen Trauung und den katholischen Trauzeremonien, gibt es innerhalb des Christentums in den Glaubensrichtungen unzählige Rituale und Traditionen. Die verschiedenen Orthodoxen Kirchen (griechisch, russisch, etc.) haben ihre eigenen Trauriten und Abläufe. Ebenso wie die eigenständigen christlichen Gemeinen.