Brautpaare in der Zwickmühle
VON GUIDO FINKE
Trauung in einer Kirche, Spalierstehen und Sektempfang am Standesamt, eine große Feier mit Familie und Freunden: All das ist aktuell nicht wie gewohnt möglich. Auf Paare, die derzeit heiraten, kommen in dieser speziellen Zeit einige Hürden zu – verzichten müssen sie auf ihre Hochzeit in unserer Region allerdings nicht.
Mit Kutsche, weißem Kleid und Hochzeitsmarsch haben sich Stefan Mross und Anna-Carina Woitschack vor Kurzem live im Fernsehen das Ja-Wort gegeben. Trotz der Corona-Zeit ließen sich der TV-Moderator und seine Auserwählte nicht von ihrem romantischen Vorhaben abhalten. Ähnlich ist es auch in unserer Region: Die „Hochzeitsampel“ steht in den hiesigen Städten und Gemeinden überwiegend auf Grün. Wo wird viel geheiratet? Gibt es Orte, wo es anders ist? Ein Überblick.
„Unser Kalender ist gut gefüllt, es finden nicht weniger Eheschließungen statt“, erklärt Britta Honk von der Stadt Jever. Die Standesbeamtin nennt zwei Gründe, warum sich Paare in der Brauerei-Hochburg auch während der Corona-Pandemie gerne das Ja-Wort geben: „Einerseits sind Trauungen in unserem Schlossmuseum sehr beliebt. Dafür kommen viele auch von außerhalb nach Jever. Außerdem fühlen sich die Paare gut betreut – das ist gerade jetzt sehr wichtig“, sagt sie. Eine Zeitlang stand in Jever wegen der Corona-Einschränkungen nur die Räumlichkeiten im Rathaus als Standesamt zur Verfügung. Mittlerweile sind die Schlosspforten jedoch wieder für Hochzeiten geöffnet.
„Räume häufig zu klein“
Grundsätzlich gelten in Niedersachsen die behördlichen Vorgaben aus der Landesverordnung. „Momentan dürfen maximal 20 Personen an einer standesamtlichen Hochzeit teilnehmen – und zwar inklusive eines Standesbeamten und eines Fotografen“, wie Franz-Josef Unnerstall erläutert. „Häufig sind die Räume aber sehr klein, sodass sich die Anzahl teilweise deutlich verringert, schließlich müssen die Hygiene- und Abstandsregelungen eingehalten werden“, so der Standesbeamte von der Stadt Cloppenburg.
In Cloppenburg entscheiden sich laut Unnerstall viele dafür, ihren schönsten Tag im Leben zu verschieben oder abzusagen. Das Problem sei unter anderem der Platzmangel im auf zehn Personen begrenzten Raum im Museumsdorf – im Traumzimmer im Rathaus dürfen sogar nur sechs Menschen dabei sein. „Weil es vor den Rathäusern keine Massenaufläufe geben darf, entschließen sich Brautpaare häufiger zu einer Verschiebung“, sagt der Standesbeamte.
Terminänderungen in Bad Zwischenahn
Ähnliche Erfahrungen macht auch Nina Struß, Standesbeamtin bei der Gemeinde Bad Zwischenahn. „Viele Paare haben ihre Trauung schon frühzeitig in den September und Oktober oder gleich in das nächste Jahr verschoben“, erklärt sie. Sehr begehrt in Bad Zwischenahn sind die standesamtlichen Trauungen im Spiegelsaal des Alten Kurhauses, der ein ganz besonderes Ambiente bietet. „Generell stehen alle Bad Zwischenahner Einrichtungen zur Verfügung. In einigen Räumen können die erforderlichen Abstände aber nicht eingehalten werden“, ergänzt Struß.
Platzmangel gibt es zwar auch in Brake – das Standesamt der Kreis- und Seehafenstadt im Landkreis Wesermarsch registriert aber kaum Absagen. „Die meisten heiraten entweder in einem kleineren Rahmen oder ändern den Termin“, sagt die Standesbeamtin Angelika Schumacher. „Wir haben jährlich immer rund 70 Trauungen, darauf läuft es auch in diesem Jahr hinaus.“ Der absolute Hochzeits-Hotspot für standesamtliche Eheschließungen ist in Brake das Fischerhaus. Es wurde 1731 gebaut und ist das älteste noch erhaltene Haus in der Stadt an der Unterweser. Wer es noch maritimer mag, kann sich in Brake zum Beispiel auch im Schifffahrtsmuseum in den Hafen der Ehe begeben.
Hude zeigt sich flexibel
Im Landkreis Oldenburg gehen die Corona-Auswirkungen beispielsweise an der Gemeinde Hude nicht spurlos vorbei. Trauungen finden bis auf Weiteres ausschließlich in der Klostermühle statt – und zwar nur mit dem formellen Teil, also ohne eine persönliche Ansprache. Das Trauzimmer des Rathauses sowie die Klosterremise stehen für Eheschließungen nicht zur Verfügung. Rund 20 Paare beantragten bei der Gemeinde einen neuen Termin. „Dadurch entstehen in der Regel keine Mehrkosten. Wir sind da flexibel und bieten den Brautpaaren für dieses Jahr auch drei zusätzliche Termine an“, sagt die Huder Standesbeamtin Ramona Dahms. Ähnlich handhaben es auch die anderen Behörden.
Wenn ein Paar seine Trauung in Oldenburg verschiebt, entstehen im Standesamt grundsätzlich keine Stornokosten. Wird hingegen ein neuer Termin, zum Beispiel an einem Samstag, oder ein externer Trauort gewählt, kämen die zusätzlichen Kosten dafür dazu. „Wir erheben auch keine erneuten Gebühren, sollte eine neue Anmeldung erforderlich werden. Eine Anmeldung, früher Aufgebot, ist nur sechs Monate gültig“, erklärt Stephan Onnen, Sprecher der Stadt Oldenburg.
Fünf Trauorte in Oldenburg
Solange das Abstandsgebot nicht aufgehoben wird, gelten in Oldenburg für die fünf Trauorte folgende Regelungen: Im Standesamt ist die Anzahl der Personen – ebenfalls inklusive Brautpaar, Fotograf, Kindern und so weiter – auf zehn beschränkt. Auch für das Schloss (14 Personen), das Stadtmuseum (6), das Hofgärtnerhaus im Schlossgarten (10) sowie für den Teepavillon im Schlossgarten (6) resultieren aus der Größe der Räume und den Abstandsregelungen von mindestens 1,50 Meter entsprechende Obergrenzen. „Einen Rat, wie sie sich verhalten sollen, können wir den Paaren nicht geben. Das müssen diese selbst entscheiden“, sagt Onnen. „Es ist immer die Abwägung zwischen einer Trauung zum gewünschten Zeitpunkt, aber mit Einschränkungen, oder einer Trauung zu einem anderen Zeitpunkt – dann hoffentlich ohne Einschränkungen.“