Eine Trauung mit heidnischem Ritual am Falkensteinsee

Autor Antje Rickmeier
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Schon häufiger haben die Mittelalter-Fans von „Camping Anno Domini“ ihr Lager auf den Campingplatz am Falkensteinsee aufgeschlagen. Nun wurde die kleine Stadt aus Stoffzelten und Verkaufsständen zur Kulisse für eine heidnische Zeremonie. Lena van der Pütten-Engl und Ralf Engl holten sich für ihren gemeinsamen Lebensweg den Segen der nordischen Götter.
 

Vikingerhochzeit mit dem Segen der nordischen Goetter
© Foto von: Rene Asmussen / Pexels


Nicht nur die mittelalterlich gewandeten Freunde des Paars, sondern auch viele Urlaubsgäste verfolgten die Hochzeit. Auf Pferden wurden die Brautleute zu einem Podest mit einem Altar aus Holz geführt. Dort wartete Marion van der Pütten – Mutter der Braut und „Völva“. „In der nordischen Mythologie ist das eine Priesterin, Seherin, Heilerin und weise Alte“, erklärte sie den Zuschauern. Die 56-jährige Bremerin schlüpft nicht nur auf Mittelalter-Märkten in die Rolle der „Völva“, sondern fühlt sich dazu berufen. Auch im Alltag werde sie häufig von Menschen um Rat gefragt. Dass sie besondere Fähigkeiten besitzt, hat Marion van der Pütten schon als Kind gemerkt. Sie habe mit Tieren sprechen können. Darüber hinaus eignete sie sich ein umfangreiches Wissen an. „Ich glaube an die große Mutter, unsere Erde“, sagte sie.
 

Heidnisches Trauritual Mittelalterspiele Ritter
Im Mittelalter-Zeltlager beim "Campino Anno Domini" wurden auch Schwertkämpfe ausgetragen.
© Foto von: Antje Rickmeier


Am Falkensteinsee vollzog die „Völva“ zum ersten Mal eine sogenannte Heiden-Hochzeit. Doch sie habe bereits Anfragen für sechs weitere Trauungen. Da die Zeremonie eine Premiere war, hatten sich Lena van der Pütten-Engl und ihr Mann für die große Öffentlichkeit entschieden. Das Ritual nach Art der Wikinger wurde gefilmt, fotografiert und mit Smartphones festgehalten.


Der Ablauf unterschied sich gar nicht so sehr von einer normalen Trauung. Allerdings hatten die beiden Trauzeugen eine besondere Funktion: Sie stellten die Brautleute vor und beschrieben ihre Eigenschaften. Im Laufe der Zeremonie teilte sich das Paar Brot und trank aus einem Becher. Auch besondere Ringe wurden gewechselt. Und natürlich gab es einen Kuss, den die Umstehenden bejubelten. Die Priesterin bat für das Paar allerdings nicht um den christlichen Segen, sondern um den der großen Mutter und der nordischen Götter. Eine rechtliche Bedeutung besitzt die heidnische Zeremonie nicht: Ralf Engl und seine Frau haben bereits standesamtlich geheiratet.
 

Heidnisches Trauritual Trauung nach nordischem Ritus
Marion van der Pütten (links) hielt die Zeremonie für Ralf Engl und ihre Tochter Lena van der Pütten-Engl
(Zweite von rechts). Deren Tochter Rykia trug ein mittelalterliches Gedicht vor.
© Foto von: Antje Rickmeier

Für das Paar aus Bremen, das seit rund drei Jahren in der Mittelalter-Szene aktiv ist, war die Hochzeit eine Alternative zur kirchlichen Trauung. „Ich bin nicht gottgläubig“, sagte die 30-jährige Braut. Außerdem sei es schön, mit vielen Freunden aus der Mittelalter-Szene zu feiern, meinte der 50-jährige Ralf Engl. Dass zu Zeiten der Wikinger nicht unbedingt aus Liebe geheiratet wurde, war den Beteiligten klar. Bei den Wikingern sei die Ehe ein Geschäft gewesen, durch das starke Sippen entstehen sollten, erläuterte Marion van der Pütten.
Für die Camper war das Mittelalter-Dorf mit dem feierlichen Ritual ein willkommenes Ausflugsziel.