Partnersuche im Laufe der Jahrzehnte zum Tag der deutschen Sprache

Heiratsanzeigen aus den 40ern bis zu den 2010ern
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Adrett, tüchtig, bestsituiert, solide, strebsam. Wären das Anforderungen an deinen zukünftigen Partner? Vielleicht ja. Es sind auch Begriffe, die durchaus vorteilhafte Tugenden beschreiben. Aber würdest du diese Wörter auch in einer Kontaktanzeige in der Tageszeitung verwenden? Nach dem Motto „Ich suche adrette, strebsame Frau“ oder „Ich suche tüchtigen, bestsituierten Mann“. Heutzutage wohl eher nicht. Da finden sich eher Wörter wie romantisch, sportlich, sympathisch.

Wo sich mittlerweile eher auf Online-Plattformen oder in Apps kennengelernt wird, man sich zunächst verabredet und dann "mal schaut, was draus wird", gab es in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts schon festere Pläne und konkrete Vorhaben und Ziele was die Partnerwahl betrifft. 

Zum Tag der deutschen Sprache haben wir mal ins NWZ-Archiv geschaut, und dabei in Sachen Heirats- und Bekanntschaftsanzeigen von der Nachkriegszeit bis heute durchaus eine sprachliche Entwicklung festgestellt.
 

 

1940ER JAHRE 

Ende der 1940er Jahre. Der Krieg war erst seit wenigen Jahren vorüber. Die Zahl der Menschen, die in der Nachkriegszeit alleine waren, war groß. Die Zahl der Heiratsanzeigen dagegen (noch) klein. Nur vereinzelt wurde in der Zeitung nach Partnern gesucht. Und wenn, dann sollten sie „charakterfest“ und „strebsam“ sein. Einer Frau aus dem Kreis Cloppenburg waren allerdings zwischenmenschliche Eigenschaften vollkommen egal, sie suchte ganz konkret nach einem „Herrn mit großer Landwirtschaft“. Und ein Landwirtssohn suchte in aller Kürze die „Einheirat in eine Landwirtschaft“.
 

1950ER JAHRE 

Die eher emotionslose Suche nach dem neuen Traumpartner setzte sich zu Beginn der 1950er Jahre fort. Ein Handwerksmeister aus der Region suchte keine nette oder freundliche Frau, nein, die einzige Voraussetzung: Sie sollte gesund sein. 
Mitte der 50er Jahre nahm die Zahl der Heirats- und Bekanntschaftssuchen merklich zu. Es gab jetzt auch die ersten „Eheanbahnungsinstitute“. Auch der Ton wurde feiner. So suchte zum Beispiel ein Facharzt, nach eigenen Angaben übrigens chic und gut aussehend, eine „Herzensheimat“. Und er fragte geradeheraus: „Also: Möchten Sie Arztfrau werden?

In der gleichen Ausgabe findet sich aber auch ein Mann, dem es wichtig war zu betonen, dass er einen Roller besitze. Angabe von eigenen Charaktereigenschaften: Fehlanzeige. Eine genauere Beschreibung seiner Person gab 1957 hingegen dieser Herr an: „Einfacher, junger Mann, 36 Jahre, katholisch, kriegsbeschädigt (äußerlich nicht sichtbar), festes Einkommen, solide, Nichttänzer.
 

1960ER JAHRE 

Auffallend bei den Anzeigen in den 1960er Jahren ist, dass die finanziellen Verhältnisse plötzlich eine dominante Rolle spielten. Da wurde zum Beispiel von einer „seriösen Vermittlung“ eine Frau nur unter Angabe ihres Alters (21) und ihres Vermögens (200 000 D-Mark) angepriesen. Auch die Hektargröße einer Landwirtschaft oder auch das Jahreseinkommen blieben in zahlreichen Anzeigen nicht unerwähnt. Einblicke in die Gefühlswelt waren eher Ausnahmen. Ob diese Strategie nun half, einen Partner fürs Leben zu finden, ist nicht bekannt. 

Es ist aber nur zu hoffen, dass folgender Herr mit seiner Anzeige aus dem Jahr 1965 keinen Erfolg hatte: „Kaufmann aus sehr guten Verhältnissen, 42 Jahre, sucht junges Mädchen, ab 20 Jahre, aus einfachen Verhältnissen, die bereit ist, in einem großen Geschäft mitzuarbeiten, eventuell spätere Heirat.
 

1970ER JAHRE 

Auch in den 1970er Jahren waren wirtschaftliche Verhältnisse oftmals Bestandteil einer Bekanntschaftssuche. Doch in diesem Jahrzehnt kamen immer häufiger Begriffe zum Tragen, die man in den vielen Jahren zuvor nur selten registriert hatte. Personen beschrieben sich als lieb, charmant, lebensbejahend und suchten Personen mit Herz und Kindersinn. Eine junge Frau schrieb, sie suche einen „Mann zum Träumen, Lachen, Glücklichsein“. Das waren ganz neue Töne!
 

1980ER JAHRE 

Diese sehr persönlichen Selbstbeschreibungen und Anforderungen an den Partner setzten sich auch in den 1980er Jahren weiter fort. Die Anzeigen wurden sogar noch eine Spur romantischer. Immer mehr Anzeigenkunden erzählten sogar eine kleine Geschichte. So wie Christa (34), die anständige, gutmütige, kinderliebe, gute Köchin: „Ob du ledig, verwitwet oder geschieden bist, ist mir egal, da man nur ins Herz eines Mannes schauen sollte.“ 

Aber Vorsicht: Je länger der Beschreibungstext war, umso unseriöser das Angebot. Denn oftmals steckten Agenturen hinter diesen Anzeigen, die ab den 1980er Jahren auch mit Bildern oftmals hübscher, junger Frauen ergänzt wurden. Und dann erst der Text: „Am sonnigen Wochenende ging ich alleine spazieren. Ich wusste das mir die Männer nachschauen. Aber mein Herz sehnt sich nach einem Partner, mit dem ich auf der Terrasse sitzen und den extra gebackenen Kuchen essen kann.“ Ja klar.

Es war zu spüren, dass die Partnersuche ein immer größeres Geschäft wurde. Ohne weitere Beschreibung und nur mit einer Telefonnummer wurden „polnische und philippinische Damen“ angeboten. Sogar ein kostenloser Katalog mit Frauen aus der Region, die einen Freund suchen würden, konnte bestellt werden.
 

1990ER JAHRE 

Die Rubrik Heirat/Partnerschaft der NWZ war in den 1990er Jahren gefüllt von Anzeigen, die die optischen Vorzüge betonten. Besonders hervorgehoben wurde die Tatsache, dass man Nichtraucher sei. Gut aussehend war man ohnehin, was vom gesuchten Partner auch gefordert wurde. Die Erwähnung, dass man sportlich sei, durfte auch nicht fehlen. Und wer nicht schlank und attraktiv war, gab anscheinend erst gar keine Anzeige auf.
Ein Wort fällt trotz aller oberflächlichen Beschreibungen ins Auge: Treue. Man sei treu und wünsche sich einen treuen Partner. Nach all den Jahrzehnten war es das erste Mal, dass dieser Wunsch so offen formuliert wurde.
 

2000ER JAHRE 

Wie lassen sich die 2000er Jahre am besten beschreiben? „Selbstbewusst“ trifft es vielleicht. Die Frauen und Männer beschrieben ganz genau wer sie sind, wie sie aussehen und was sie so in ihrer Freizeit machen. Und sie formulierten ganz genau, was sie wollten: Den perfekten Partner. Beispiel aus der Rubrik „Sie sucht ihn“: Er soll intelligent, kultiviert, sportlich, niveauvoll, weltoffen sein – und er soll sie natürlich zum Lachen bringen. 
Umgekehrt sind die Ansprüche auch nicht gerade niedrig. Rubrik „Er sucht sie“: Sie soll schlank, weiblich, liebevoll, gebildet, abenteuerlustig sein. Ein Mann wünschte sich zudem eine Frau, die „tageslichttauglich“ sei. Ein anderer suchte eine „liebevolle Zweitbeziehung mit einer dunkelhaarigen Dame“.
 

2010ER JAHRE 

Und im letzten Jahrzehnt bis noch vor wenigen Jahren? Augenscheinlich sind es eher die älteren Semester (60plus), die über eine Kontaktanzeige im besten Falle das Glück ihres Lebens, zumindest aber einen lieben Lebensabschnittsgefährten suchen. Dabei sind Äußerlichkeiten komplett untergeordnet. Es geht in erster Linie um Harmonie, eine gute Zeit und gemeinsame Unternehmungen
Und so kommt es durchaus vor, dass eine 88-Jährige Wert darauf legt, dass sie noch fit, schlank, herzlich, mobil und humorvoll ist. Ihr selbst ist aber nur wichtig, dass sie einen gleichaltrigen Mann „mit viel Herz“ findet „für eine schöne Freundschaft oder Partnerschaft“

 

Hat euch unser kleiner Einblick in dee Welt der Heiratsanzeigen der letzten Jahrzehnte gefallen?
Ja - auch heute gibt es weiterhin die Möglichkeit seinen Partner über Kontaktanzeigen in der Zeitung zu suchen! 
Dass das immer noch gut funktioniert, zeigen Sieglinde und Hans-Peter aus Ganderkesee, die letztes Jahr geheiratet haben.

Außerdem könnt ihr Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen in der Zeitung schalten, wie wir sie auch hier auf unserem Portal gesammelt haben. Glückwünsche zur standesamtlichen Vermählung, zur goldenen Hochzeit oder einem anderen Ehejubiläum gratulieren.