Der Ehevertrag - wann braucht man ihn?

Autor Greta Stamm
Veröffentlicht am
Sich schon vor der Hochzeit durch den Ehevertrag mit dem Thema Scheidung zu befassen, ist für die meisten schlicht undenkbar. Allerdings kann es in manchen Fällen große Vorteile haben, wenn beide Eheleute sich für den Ernstfall absichern und damit ihre eigenen sowie die Interessen ihres Partners berücksichtigen. Wir haben uns für euch informiert und klären darüber auf, für wen ein Ehevertrag sinnvoll sein kann und für wen er eher unnötig ist.

 

Eins schon einmal vorab: Ein Ehevertrag muss nicht zwingend Spannungen schaffen, sondern kann ganz im Gegenteil bewirken, dass beide sich abgesichert fühlen - und es auch sind!
 

Möglichkeiten innerhalb eines Ehevertrags

Ein Ehevertrag ist immer auf eure individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie ihr euer Vermögen im Falle einer Scheidung aufteilen könnt (oder auch nicht).
 
Ehevertrag Hand in Hand entscheiden
Zusammen entscheiden was das Richtige ist.
© Foto von: Nathan Dumlao / Unsplash

Güterstand

  • Zugewinngemeinschaft/Zugewinnausgleich

Solltet ihr euch gegen einen Ehevertrag entscheiden, lebt ihr rechtlich in einer sogenannten Zugewinngemeinschaft. Alles, was ihr vor der Ehe erwirtschaftet habt, bleibt euers. Denn die Ehe allein ändert nichts an den Vermögensverhältnissen in eurer Beziehung. Im Falle einer Scheidung kann die Person, die während der Ehe weniger Vermögen erwirtschaftet hat, von der anderen den Zugewinnausgleich fordern.

Beispiel: Partner A hat während der Ehe 100.000 Euro hinzugewonnen. Partner B 50.000. Die Differenz sind also 50.000 Euro. Partner B hat somit Anspruch auf einen Ausgleich des Zugewinns in Höhe von 25.000 Euro.

  • Gütertrennung

Beide Partner einigen sich darauf, ihre Gelder und Besitztümer strikt zu trennen und nach der Scheidung nichts voneinander zu fordern. In diesem Falle schützt der Ehevertrag das Vermögen beider Ehepartner, indem es strikt separiert wird.

  • Gütergemeinschaft

Die Gütergemeinschaft wird heutzutage nur noch recht selten von Eheleuten gewählt. Denn in diesem Güterstand verschmelzen die Vermögen beider Eheleute miteinander. Das bedeutet, dass das Vermögen, welches mit in die Ehe gebracht wird, sowie auch das in der Ehe erwirtschaftete zusammenfließt. Die Gütergemeinschaft kann viele Nachteile nach der Scheidung mit sich bringen, denn die Aufteilung ist dann sehr komplex.
 

Ehevertrag Brautpaar Haende Ehering
Ein Ehevertrag kann für bestimmte Paare sehr sinnvoll sein
© Foto von: Nick Karvounis / Unsplash

Ein Ehevertrag ist besonders sinnvoll, wenn

  1. ...beide Vollverdiener und damit unabhängig sind, keine Kinder haben oder wollen. Beide Partner sind vollkommen eigenständig und finanziell unabhängig voneinander und wollen im Falle einer Scheidung getrennte Wege gehen, ohne finanzielle Forderungen zu stellen.
     
  2. ...einer oder beide Unternehmer bzw. selbstständig sind. Durch einen Ehevertrag kann geregelt werden, was nach der Scheidung mit dem Firmenvermögen geschieht. 
     
  3. ...die Eheleute verschiedene Nationalitäten haben: Ihr solltet in eurem Ehevertrag festhalten, welches Recht im Falle einer Scheidung gelten soll, egal, in welchem Land ihr wohnt.
     
  4. ...ein Ehepartner wesentlich vermögender ist als der andere. So kann sich die vermögendere Person vor hohen Zahlungen nach der Scheidung schützen. 
     

Ein Ehevertrag ist nicht nötig, wenn:

  1. ...einer der Ehepartner Schulden hat, denn dies bedeutet nicht gleich, dass ihr einen Ehevertrag benötigt. Solange du nicht ausdrücklich für die Schulden mitunterschrieben hast, haftest du nach deutschem Recht nicht für deinen Ehepartner.
     
  2. ...ein Ehepartner voraussichtlich eine größere Summe erbt. Auch das ist kein Grund für einen Ehevertrag, denn das Erbe wird nicht als Zugewinn ausgeglichen, sondern es wird dem Anfangsvermögen bei Schließung der Ehe zugerechnet. Anders sieht es bei Gegenständen oder Immobilien aus, die stark im Wert steigen können. Diese Wertsteigerung müsste dann ausgeglichen werden.
     
Ehevertrag Ehepaar Hochzeitsauto
Ein Ehevertrag muss nicht zwansläufig für Spannungen in eurer Partnerschaft sorgen
© Foto von: Iacob Hiticas / Unsplash

Die Gesetzgebung

Wenn kein Ehevertrag vorliegt, greift das deutsche Recht und setzt sich meist ziemlich erfolgreich für eine faire Lösung ein. Die Eheleute leben dabei, wie schon erwähnt, im Güterstand der Zugewinngemeinschaft. Das Vermögen, das während der Ehe hinzugekommen ist, wird also im Falle einer Scheidung entsprechend geteilt.
 

Was kostet ein Ehevertrag?

Die Kosten für die Schließung eines Ehevertrages variieren. Ein Ehevertrag sollte immer von einem Anwalt geprüft werden und bedarf der notariellen Beurkundung. Die Gebühr, die der Notar nimmt, richtet sich dabei nach dem Vermögen der Eheleute.
 
 
Ehevertrag Ehepaar Strand Hochzeit Gueterstand
Hand in Hand durchs Leben. Ein Ehevertrag kann beide Seiten absichern.
© Foto von: Nathan Dumlao / Unsplash

Fazit

Natürlich sind wir weder Anwälte noch Rechtsberater. Dieser Artikel soll euch lediglich einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten eines Ehevertrags geben und die juristischen Begriffe verständlich machen.

Wir hoffen, dass ihr als Paar die für euch richtige Variante des Ehevertrags findet, solltet ihr euch dazu entscheiden.